INTROIBO Abteikirche AD ALTARE DEI
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Vom Sonntag

In den großen Kreis des Kirchenjahres sind die Sonntage hineingewoben; vom Kirchenjahr erhalten sie ihren wechselnden weihevollen Inhalt. Daneben hat der Sonntag als solcher aber auch ureigenes Gepräge. Seiner letzten Idee nach will jeder Sonntag nichts anderes sein als ein Abglanz von Ostern. Denn gerade dem Ostergeheimnis verdankt der Sonntag seine Entstehung. Dadurch, daß Christus an einem ersten Tag der Woche aus dem Grab erstand, gab er diesem Tag für immer eine besondere Weihe. So ruht auf jedem Sonntag etwas vom verklärenden Schimmer des Auferstehungstages; der Sonntag ist gewissermaßen eine Nachfeier von Ostern.

Damit verbindet sich seit alter Zeit gerade in der römischen Liturgie der Gedanke an die Herabkunft des Heiligen Geistes und an die Weltschöpfung.

Der Sonntag stellt sich überdies dar als der regelmäßige, feierliche Gedächtnistag alles schöpferischen, erlösenden und heiligenden Wirkens der heiligsten Dreifaltigkeit. An der überwiegenden Zahl der Sonntage ertönt denn auch in der Meßfeier nach den Vorschriften der römischen Gottesdienstordnung die erhabene Präfation vom einen und dreifaltigen Gott.

Der Sonntag trat das Erbe des alttestamentlichen Sabbats an. Der Sabbat war der von Gott bestimmte große Ruhe-, Bet- und Opfertag der Israeliten. Er beschloß jeweils die Woche der werktätigen Arbeit und war ein Segen für das auserwählte Volk wie eine Ehre für dessen Gott und König.

Als die Sonne des Neuen Bundes am ersten Tag der Woche im Osterglanz aufging, mußte der alte Sabbat wie der Schatten vor dem Lichte weichen; er hatte seine Aufgabe erfüllt, seine Zeit war abgelaufen. An Stelle des Sabbats ward nun der Sonntag der Tag des Herrn, das ist Christi, der Haupttag der Woche, das Fest der Christen.

So war es schon in der apostolischen Zeit. Zeugnisse aus der ersten Hälfte des zweiten christlichen Jahrhunderts schildern, in welch freudiger Anteilnahme die ersten Christen dieses regelmäßige Wochenfest mit Lesung, Gesang, Ansprache und Eucharistiefeier begingen.

Seitdem der erste christliche Kaiser Konstantin der Kirche die Freiheit gegeben, baute sich die Sonntagsfeier immer weiter aus. Die Sonntagsruhe, durch staatliche Gesetze vorgeschrieben, machte es den Gläubigen möglich, sich an der gottesdienstlichen Sonntagsfeier zu beteiligen. Vielfach gab man sich in jenen glaubensfrischen Zeiten aber nicht damit zufrieden, der Opferfeier der Messe beizuwohnen; man eilte auch zum Stundengebet des Morgens und des Abends (Laudes und Vesper) in die weiten Hallen der Basiliken.


Abtei Mariawald